Metade Fumaca

Mittwoch, 23.4.2003 20:00  ! Programmkino Rex
0:00 Metade Fumaca

Roy, ein kleiner korpulenter Mann kehrt nach Hong Kong zurück; mit dem Bild einer Frau, das er nach seinen schwindenden Erinnerungen von einem Strassenmaler seines brasilianischen Exils hat anfertigen lassen, einer Pistole mit genau einer Patrone und dem festen Entschluss, die Geliebte wiederzufinden und sich an seinem Widersacher zu rächen, der sie ihm damals entriss. Kurz nach der Ankunft rettet er eher zufällig den jugendlichen Herumtreiber Smokey vor einer etwas schrägen Gang und gewinnt damit nicht nur einen Freund, sondern auch einen Lotsen für seine Suche in einer ihm völlig fremd gewordenen Stadt. Er erzählt dem Youngster von seiner glanzvollen Zeit als gefürchteter Killer "Mountain Leopard" und seiner kurzen, leidenschaftlich unglücklichen Begegnung mit der faszinierenden Frau, die seine Gedanken für immer begleiten würde, von der ihm aber nach seiner Vertreibung nicht mehr als ihre über 30 Jahre alte, halb gerauchte (= "metade fumaca" auf portugisisch) Zigarette blieb.

Auch für Smokey hat eine bestimmte Zigarette eine besondere Bedeutung, seit seine Mutter, eine ehemalige Prostituierte, ihm erzählt hat, dass sie ihn bei einem Akt empfing, der genau eine Zigarettenlänge dauerte. Jetzt wartet sie jeden Tag am Strassenrand, weiter rauchend, immer noch auf der Suche nach dem Mann, an dessen Gesicht sie sich gar nicht erinnern kann. * Nein, es ist nicht Roy und überhaupt ist in diesem wunderbar hintergründigen und abgeklärten Film sehr vieles nicht so, wie es scheint oder erwartet wird, vor allem nicht so, wie manche Figuren es erzählen und selbst gern glauben möchten.

"Metade Fumaca, für eine Hongkong-Produktion übrigens erstaunlich unblutig, ist ein Meisterwerk des Gangsterfilms." (epd Film)

"Regisseur (Riley) Ip Kam-hung hat eine Hymne auf die Romantik gedreht, ..." (Cinema)

Wie kommen Fachpublikationen zu scheinbar so unterschiedlichen Aussagen über den Film, wo er beim Zuschauen doch einen so ausgewogenen, reifen Eindruck macht. Inhaltlich und formal werden bekannte Standards aufgegriffen , aber nicht einfach möglichst effektheischend aneinandergereiht, sondern von Anfang an mehrschichtig angelegt und mit nüchternem, manchmal auch ein wenig melancholischem Blick oder feiner Ironie selbstbezüglich reflektiert und gewendet. Es sind die perfekte Balance und die großartige Umsetzung, die die Vielzahl der so entstehenden Eindrücke und überraschenden Richtungen, die die Geschichte nimmt, sehr überzeugend aber auch anrührend machen.

"Der Film besticht durch ein gutes Drehbuch, schöne Fotografie, vor allem aber durch brillante (und vom Regisseur brillant geführte) Darsteller." (epd Film)

* "Diese Momente sind unprätentiös inszeniert, rührend und von grosser Intensität, weil Darsteller und Regisseur der Versuchung widerstanden haben, das Melodramatische überzubetonen." (epd Film)

MS