Am Donnerstag widmen wir uns der Persona Albert Speers. Er war Architekt und Politiker, der während des Zweiten Weltkriegs als Hitlers Rüstungsminister diente.
Als einer von Hitlers engsten Vertrauten wurde er bei den Nürnberger Prozessen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt.
Obwohl er vom Holocaust wusste, behauptete er, nicht direkt an der Vernichtung der Juden beteiligt gewesen und sich des vollen Ausmaßes des Holocausts nicht bewusst gewesen zu sein.
Wegen seines scheinbar rationalen und kultivierten Auftretens als Nazibeamter, der nur Befehle befolgte und angeblich keinerlei politische oder ideologische Verbindung zur Partei hatte, wurde er als "der gute Nazi" bezeichnet und zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Damit war er einer der ranghöchsten Nazis, die bei den Nürnberger Prozessen nicht zum Tode verurteilt wurden.
In Gefangenschaft schrieb er verbotenerweise seine Autobiografie Erinnerungen, die zum Bestseller wurde, ihm ein finanziell sorgenfreies Leben ermöglichte und sein "gutes" Image weiter kultivierte.
Paramount zeigte Anfang der 1970er Jahre Interesse an einer Verfilmung seines Buches und Speer wollte die Chance nutzen, um sein öffentliches Image weiter zu konsolidieren. Drehbuchautor Andrew Birkin führte bereits Interviews mit Speer, bevor die Produktion gestoppt wurde.
In Speer Goes to Hollywood benutzt die israelische Filmemacherin Vanessa Lapa die vorher unveröffentlichten Audio-Aufzeichnungen der Interviews, um das öffentliche Ansehen Speers zu dekonstruieren und seinen plumpen Versuch der Geschichtsrevision aufzudecken.
Speer Goes to Hollywood (OmU) läuft am 09.02.23 um 20:00 im Audimax.
Veröffentlicht am 9.2.2023