Das kleine Mädchen Amélie ist wohl behütet - zu wohl behütet. Ihre Eltern machen sich so viel Sorgen um die Kleine, dass sie nicht nach draußen darf, noch nicht einmal in die Schule - Amélie erhält Privatunterricht. Alle paar Wochen untersucht ein Arzt Amélies Herzschlag, und da dies ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist, schlägt ihr Herz vor Aufregung dann immer so schnell, dass ihre Eltern gleich noch besorgter sind. So baut sich Amélie eine Phantasiewelt auf und lernt, die kleinen Dinge des Lebens zu lieben.
Als ihre Mutter stirbt und sie mit ihrem Vater allein lebt, wird dies immer schwieriger, ihr Vater vergräbt sich immer mehr in sich selbst. So geht Amélie eines Tages und wird Kellnerin. Und liebt weiterhin die kleinen, sinnlichen Freuden des Lebens, wie das Wühlen in einem Sack voll Bohnen. Doch eines Tages wird sie vom Fund einer Schachtel aus diesem eingehüllten Leben gerissen: in der Schachtel ist das Lieblingsspielzeug eines kleinen Jungen, und sie beschließt den mittlerweile sicherlich Erwachsenen zu finden und ihm die Schachtel zurückzugeben. Dabei lernt sie zwei Dinge: sie wird mit vielen Menschen konfrontiert und erfährt deren persönliche Probleme, die sie eigentlich gar nicht hören will - und sie erfährt die Freude, die sie erlebt, wenn sie sich in das Leben anderer eingemischt hat und diese glücklich machte. Das will sie fortführen - und versucht sich auch weiterhin, mit unterschiedlichem Erfolg. Etwa als Kupplerin in dem Café, in dem sie arbeitet. Oder bei der einsamen, vergrämten Frau in der Wohnung unter ihr. Und vielleicht auch bei ihrem Vater? Doch Amélie ist nicht nur nett: bösen Menschen kann sie auch böse Streiche spielen.
Irgendwann kommt jedoch auch der Zeitpunkt, an dem sie ihr eigenes Leben zu leben lernen muss. Und da sie so vielen Menschen geholfen haben, helfen ihr dabei auch viele Menschen. "Die fabelhafte Welt der Amélie" ist ein verzaubernder Film, ein außergewöhnliches Erlebnis: sinnlich, humorvoll, fantasievoll. Eine Liebesgeschichte. Ein Film, der dazu einlädt, die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu lernen. In unglaublich schönen und warmen Farben. Mit traumhaft in die Handlung eingebauten Effekten, etwa wenn Amélie zerfließt, als sie ihren Traummann sieht. Oder wenn die Lampenfigur und die Tiere in den Bildern in Amélies Wohnung anfangen, sich zu unterhalten. Nach Filmen wie "Delicatessen" und "Die Stadt der verlorenen Kinder" schuf Jean-Pierre Jeunet nun etwas ganz anderes - und doch wieder ein einzigartiges Meisterwerk.